1970. Der junge Helmut mit all seinen menschlichen Zügen ist in den letzten Wochen des abendlichen Lesens zu einem guten Freund für mich geworden. Leider ist diese Reise nun zu Ende, aber Du bist auf dieser Reise sehr reich geworden und hast viel gelernt. Kulturen, Religionen und andere Menschen kennenzulernen, daran wächst man und das kann einem keiner nehmen. So etwas bleibt für immer im Herzen und durch diese reichhaltigen Erfahrungen schafft man sich ein sehr umfangreiches und gefestigtes Weltbild, welches viele in Deutschland nicht nachvollziehen können.
Ich habe es genossen, Dich begleiten zu dürfen.
Bezüglich Deutschland teile ich Deine Empfindungen absolut. Es ist nur wirtschaftlich ein sehr reiches Land. Sicherlich kann man nicht alle über einen Kamm scheren, aber die deutsche Mentalität hat – vor allem in Städten durch die Anonymität – einige Defizite. Man verunsichert seine Mitmenschen bereits dadurch, dass man sie anlächelt und freundlich zu ihnen ist. Vielleicht habe ich dadurch auch so ein dauerhaftes Fernweh. Wenn ich nicht in der umzäunten DDR aufgewachsen wäre, hätte mich mein Weg sehr wahrscheinlich auch in die Ferne geführt.
| | Vielleicht war die versuchte Flucht aus der DDR nicht nur dem System geschuldet, sondern auch meinem Herzen und der Neugier nach der Fremde.
Vielen Dank, dass Du mich auf diese Reise mitgenommen hast.
Herzliche Grüße
Jens |